Die Künstliche Intelligenz durchlebt aktuell eine ihrer dynamischsten Entwicklungsphasen. Was noch vor wenigen Jahren als Zukunftsmusik galt, ist heute bereits fester Bestandteil unseres Alltags und der Geschäftswelt. Von der Optimierung von Lieferketten bis hin zur kreativen Inhaltserstellung – KI-Systeme revolutionieren die Art und Weise, wie wir arbeiten und kommunizieren. Während Unternehmen weltweit in diese transformative Technologie investieren, zeichnet sich für 2024 und 2025 ein klares Bild ab: Die Integration von generativer und analytischer KI wird nicht nur zu erheblichen Effizienzsteigerungen führen, sondern auch völlig neue Geschäftsmodelle ermöglichen. Doch mit den enormen Chancen wachsen auch die Herausforderungen – von Fragen der Datensicherheit bis hin zur verantwortungsvollen Implementierung dieser mächtigen Technologie. Ein genauerer Blick auf die aktuellen Entwicklungen zeigt, wohin die Reise geht.
Executive Summary
Im Jahr 2024 stehen Entwicklungen im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI) ganz im Zeichen von Generative und Analytische KI. Die Unternehmen investieren zunehmend in diese Technologien, da sie enorme Potenziale für die Kostenreduktion und Effizienzsteigerung bieten. Generative KI-Modelle werden insbesondere zur Optimierung von Lieferketten, im Marketing und für die kreative Erstellung von Inhalten eingesetzt. Gleichzeitig zeigt die analytische KI deutliche Effizienzvorteile im Bereich der Betriebsdienstleistungen.
Neben diesen Chancen müssen Unternehmen jedoch auch große Herausforderungen bewältigen, darunter die Unsicherheit bzgl. der Korrektheit der KI-generierten Ergebnisse, Bedenken bezüglich der Datensicherheit und Fragen zur Transparenz der Modelle. Ein weiterer Trend ist die Einführung von multimodalen KI-Systemen, die nahtlos Text, Bilder, Audio und Videos verarbeiten können, was neue Anwendungsfälle ermöglicht.
Die Herausforderung der Skalierung von generativer KI von Pilotprojekten hin zu großflächigen Implementierungen bleibt eine der größten Hürden. Dies liegt auch daran, dass es an Governance-Strukturen und einer klaren Unternehmenskultur fehlt, die Mitarbeiter ermutigt, KI aktiv in ihre Arbeitsprozesse zu integrieren. Erfolgreiche Unternehmen setzen dabei auf eine Kombination aus Anpassung der Modelle an die eigenen Bedürfnisse und einer klaren Strategie zur Förderung verantwortungsbewusster KI.
Stand 2024
Der ‚State of AI Report 2024′ von Nathan Benaich und dem Team von Air Street Capital bietet eine umfassende Analyse der wichtigsten Entwicklungen im Bereich der Künstlichen Intelligenz. Im Bereich der Forschung zeigt der Bericht, dass sich die Leistung der führenden Labore weiter annähert. OpenAI hat mit dem Modell o1 eine neue Technik zur Optimierung von Inferenz-Computing vorgestellt, welche signifikante Verbesserungen bei der Bewältigung komplexer Probleme ermöglicht. Auch Meta brachte mit Llama 3 ein Modell heraus, das erstmals die Lücke zwischen offenen und geschlossenen Modellen schließen konnte.
NVIDIA bleibt das mächtigste Unternehmen im KI-Bereich und erreicht kurzzeitig eine Bewertung von 3 Billionen US-Dollar. Generative KI-Unternehmen konnten signifikante Umsätze erzielen, wobei sich besonders Start-ups im Bereich der Video- und Audiogenerierung hervortun. Herausforderungen bestehen weiterhin in den Bereichen Preisgestaltung und Nachhaltigkeit der KI-Produkte.
Der Bericht hebt hervor, dass nationale und regionale KI-Regulierungen voranschreiten, während globale Governance-Bemühungen stagnieren. Die USA und die EU haben kontroverse Gesetze zur Regulierung der KI verabschiedet. Gleichzeitig stoßen große Technologieunternehmen auf physische Grenzen bei der Skalierung ihrer Rechenkapazitäten und der Einhaltung von Emissionszielen.
Im Bereich der KI-Sicherheit ist eine Verschiebung von Sicherheitsbedenken hin zu einer schnelleren Einführung der Technologien zu beobachten. Regierungen weltweit bauen Kapazitäten im Bereich der KI-Sicherheit auf, inspiriert vom Beispiel des Vereinigten Königreichs. Forscher warnen jedoch vor zunehmend ausgefeilten Angriffen auf KI-Systeme.
Erwartungen 2025
Für das Jahr 2025 zeichnen sich weitere bedeutende Trends im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI) ab, die die Geschäftswelt und Technologieentwicklung maßgeblich beeinflussen werden. Gartner hat zehn strategische Technologie-Trends identifiziert, die in drei zentrale Themenbereiche unterteilt sind:
KI-Imperative und Risiken
Agentic AI beschreibt autonome KI-Systeme, die in der Lage sind, eigenständig zu planen und Maßnahmen zu ergreifen, um vom Nutzer festgelegte Ziele zu erreichen. Diese Technologie verspricht die Schaffung einer virtuellen Arbeitskraft, die Menschen entlastet und deren Arbeit ergänzt.
Die Governance von KI-Systemen gewinnt zunehmend an Bedeutung, da Unternehmen sicherstellen müssen, dass ihre KI-Systeme gesetzeskonform, ethisch und operational transparent arbeiten. KI-Governance-Plattformen helfen dabei, Richtlinien zu erstellen und durchzusetzen.
Disinformationssicherheit ist eine neue Kategorie aufkommender Technologien, die darauf abzielt, die Vertrauenswürdigkeit von Informationen systematisch zu bewerten.
Neue Computing-Fronten
Post-Quanten-Kryptografie (PQC) ist eine Technologie, die darauf abzielt, Daten vor den Risiken der Entschlüsselung durch Quantencomputer zu schützen.
Ambient Invisible Intelligence beschreibt Technologien, die sich unauffällig in die Umgebung integrieren und eine natürliche, intuitive Interaktion ermöglichen.
Hybrid Computing kombiniert verschiedene Rechen-, Speicher- und Netzwerkmechanismen zur Lösung komplexer Rechenprobleme. Dieser Trend nutzt die Integration unterschiedlicher Paradigmen wie CPUs, GPUs und Edge-Computing, um technologische Grenzen zu überwinden.
Mensch-Maschine-Synergie
Energieeffizientes Computing ist ein zentraler Trend, der darauf abzielt, die Nachhaltigkeit durch effizientere Architekturen, optimierten Code und die Nutzung erneuerbarer Energien zu verbessern.
Der State of AI Report erwartet zudem, dass die Integration von multimodalen KI-Modellen weiter voranschreitet und sich die Anwendungen auf neue Domänen wie Mathematik, Biologie und Neurowissenschaften ausdehnen. Die Skalierbarkeit und Effizienz der Modelle wird ein zentraler Punkt bleiben, insbesondere im Hinblick auf Kosten und Nachhaltigkeit.
Polyfunktionale Roboter sind in der Lage, mehrere Aufgaben zu übernehmen und nahtlos zwischen ihnen zu wechseln. Diese Vielseitigkeit verspricht eine höhere Effizienz und kürzere Amortisationszeiten.
Neurologische Verbesserung zielt darauf ab, die kognitiven Fähigkeiten des Menschen zu verbessern, indem Gehirnaktivitäten gelesen und dekodiert werden. Mit diesen Technologien könnten Anwendungen wie personalisierte Bildung und menschliches Upskilling Realität werden.
Zusammenfassung der Quellen
McKinsey Report – Report zur Nutzung von Generativer KI und Analytischer KI in Unternehmen
Der McKinsey Report hebt hervor, dass Unternehmen zunehmend sowohl in generative als auch in analytische KI investieren, um die Effizienz zu steigern und Kosten zu senken. Laut der Umfrage investieren viele Branchen zwischen 5 % und 20 % ihres digitalen Budgets in generative KI-Lösungen, während analytische KI sogar noch stärker im Fokus steht.
Besonders hervorzuheben ist der Einsatz von generativer KI im Personalwesen, wo deutliche Kostensenkungen beobachtet wurden. Im Bereich der Lieferketten- und Bestandsverwaltung konnten Unternehmen durch den Einsatz von generativer KI Umsatzzuwächse von mehr als 5 % erzielen. Auch im Marketing und Vertrieb konnte die analytische KI signifikante Umsatzsteigerungen ermöglichen.
Ein zentrales Risiko, das im Zusammenhang mit generativer KI identifiziert wurde, ist die Ungenauigkeit der Modelle. Fast die Hälfte der befragten Unternehmen gibt an, bereits negative Konsequenzen durch Ungenauigkeiten der generativen KI erlebt zu haben. Nur 18 % der befragten Unternehmen haben eine zentrale Governance-Struktur zur verantwortungsvollen Nutzung von KI etabliert.
Appian Report – 10 Transformative AI Trends für Unternehmen in 2024
Appian beschreibt zehn transformative KI-Trends, die im Jahr 2024 eine entscheidende Rolle spielen. Ein Haupttrend ist die Entwicklung flexibler multimodaler KI-Systeme, die in der Lage sind, unterschiedliche Medien wie Text, Bilder, Audio und Video gleichzeitig zu verarbeiten.
Ein weiterer bedeutender Trend ist die Einführung von selbstoptimierenden KI-Systemen. Nvidia und andere Unternehmen setzen bereits auf Reinforcement-Learning-Agenten, um KI-Modelle autonom zu optimieren.
Hyperautomation bleibt ein Schlüsselthema, das durch den Einsatz von KI ermöglicht wird. Gleichzeitig nimmt die Bedeutung verantwortungsbewusster KI weiter zu, da ethische Bedenken immer dringlicher werden.
Deloitte Report – State of Generative AI in the Enterprise 2024
Der Deloitte-Bericht zur Einführung generativer KI in Unternehmen zeigt, dass viele Organisationen noch Schwierigkeiten haben, von der Pilotphase zur großflächigen Implementierung zu gelangen. Zwei zentrale Herausforderungen sind dabei die Schaffung einer stabilen Datenbasis und die Implementierung von Governance-, Risiko- und Compliance-Mechanismen.
Der Bericht hebt hervor, dass die meisten Unternehmen ihre Experimente mit generativer KI nicht über die Konzeptphase hinausbringen. Dennoch berichten 42 % der befragten Unternehmen über signifikante Vorteile, darunter Effizienzsteigerungen, Produktivitätszuwächse und Kostensenkungen.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Anpassung der Unternehmenskultur. Unternehmen, die sich gut auf die Einführung von generativer KI vorbereitet fühlen, investieren nicht nur in Datenmanagement, sondern auch in Schulungen und die Weiterentwicklung von Talenten.
PwC Report – AI Business Predictions 2024
Der PwC-Bericht prognostiziert, dass künstliche Intelligenz im Jahr 2024 einen tiefgreifenden Wandel in der Geschäftswelt bewirken wird. Mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen hat bereits generative KI in bestimmten Bereichen eingeführt.
Ein zentrales Argument des Berichts ist, dass Unternehmen, die generative KI lediglich punktuell einsetzen, nur begrenzte Vorteile erzielen werden. Stattdessen sollten Unternehmen „Muster“ identifizieren, die sich skalieren lassen.
PwC betont auch, dass die größte Herausforderung darin besteht, erfahrene Mitarbeiter dazu zu motivieren, ihre Arbeitsweise mit KI neu zu definieren. Das Ziel ist es, durch den Einsatz von KI nicht nur Kosten zu senken, sondern auch neue Geschäftsmodelle zu entwickeln und langfristige Werte zu schaffen.
Quellen
- McKinsey Report zur Nutzung von Generativer KI und Analytischer KI in Unternehmen: https://www.mckinsey.com
- Appian: 10 Transformative AI Trends für Unternehmen in 2024: https://www.appian.com
- Deloitte: State of Generative AI in the Enterprise 2024: https://www2.deloitte.com
- PwC 2024 AI Business Predictions: https://www.pwc.com
- State of AI Report 2024: https://www.stateof.ai